Im Projekt EMAS+Nachhaltigkeit wird unter der Leitung von KATE gemeinsam mit den Projektpartnern Arqum und OmniCert im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUV) ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem in Form eines Moduls EMAS+Nachhaltigkeit entwickelt. Die erste Projektphase umfasste eine Bestandsaufnahme und einen Stakeholderdialog, die die Basis für die Entwicklung des Nachhaltigkeitsmanagementmoduls bilden.
Wie war das methodische Vorgehen?
Das Stimmungsbild der EMASplus-Organisationen wurde mittels einer Online-Befragung und vertiefenden Interviews eingefangen. Die Ansichten von EMAS- und Nicht-EMAS-Organisationen wurden ebenfalls via Online-Befragung eingeholt. Interviews mit Umweltgutachter*innen, die bereits Erfahrung mit EMASplus haben, lieferten die Prüf- und Zertifizierungs-Perspektive.
Die wesentlichen Ergebnisse der Bestandsaufnahme finden Sie im Folgenden. Wenn Sie auf die Pfeile klicken, werden die Kernaussagen einzelner Stakeholder eingeblendet.
Stimmungsbild der EMASplus-Organisationen Hoher Nutzen & hohe Flexibilität, jedoch geringe Bekanntheit von EMASplus
Die Hauptbeweggründe für EMASplus-Organisationen sind der eigene Anspruch und die Glaubwürdigkeit, wenngleich die Marktanforderungen an Nachhaltigkeit zunehmen. Der Managementansatz zur systematischen Umsetzung der Aktivitäten wird als Vorteil von EMASplus gesehen. Der Aufwand für EMASplus wird, im Verhältnis zum Nutzen, von EMASplus Organisationen als niedrig bis mittel empfunden. Der Aufwand ist, neben Faktoren wie Größe, Branche und Stand der Organisation, stark abhängig vom eigenen Anspruch und Zielsetzungen. Die Wirkung von EMASplus in den wichtigsten bzw. relevanten Prozessen und Entscheidungen ist laut EMASplus Organisationen positiv zu bewerten. Auch die Kommunikation von EMASplus zeige positive Reaktionen im Organisationsumfeld. Als Nachteil wird die in manchen Bereichen noch vergleichsweise geringe Bekanntheit von EMASplus angemerkt. Dies bedeutet für EMASplus-Organisationen teilweise einen höheren Aufwand und eine schwächere (Außen-)Wirkung, z.B. wenn EMASplus als Nachweis gegenüber Geschäftspartner*innen gelten soll. Optimierungsvorschläge für die EMASplus-Systemelemente betreffen vorwiegend die Standardisierung, die Konkretisierung und die Verschlankung des Managementsystems.
Stimmungsbild der EMAS-Organisationen Wachsende Relevanz von Lieferkette und Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD)
Die Weiterempfehlungsrate von EMAS ist sehr hoch: Von den 117 befragten EMAS-Organisationen sind 50 Promotoren und nur 15 Kritiker. Das heißt, die meisten EMAS-Organisationen sind sehr zufrieden mit dem Umweltmanagementsystem EMAS. Ein zentrales Thema für EMAS-Organisationen ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). 45% der befragten EMAS-Organisationen gaben an, dass die CSRD für sie relevant sei. Nicht weniger relevant ist das Thema der umwelt- und menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette. Ein Drittel der befragten EMAS-Organisationen gab an, dass das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) relevant sei.
Stimmungsbild der Nicht-EMAS-Organisationen Relevanz von Nachhaltigthemen wie CO2-Bilanzierung, Lieferkette und Nachhaltigkeitsberichterstattung nimmt für alle Organisationen zu
Das Thema Nachhaltigkeit ist hoch relevant - auch bei Organisationen ohne EMAS-Validierung. 70 % der befragte Organisationen haben bereits Nachhaltigkeitsziele festgelegt und 19 % planen, zukünftig Ziele festzulegen. Die vorrangigen Themenfelder sind dabei Ökologische Verantwortung (68 %), Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen (60 %) sowie die sozial-gesellschaftliche Verantwortung (50 %). Die Mehrheit der befragten Organisationen (83%) halten die Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems für sehr aufwändig und weitere 58% für teuer. Leicht zugängliche Informationen bzw. Checklisten mit Praxisbezug sind laut zwei Drittel der Befragten hilfreiche Unterstützungsangebote, um den Prozess zu vereinfachen. Sowohl EMAS- als auch Nicht-EMAS-Organisationen veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte: 39% der Nicht-EMAS-Betriebe berichten nach GRI (oder planen dies), bei den EMAS-Organisationen sind es mit 35% etwas weniger. Nach dem DNK berichten 33% der Nicht-EMAS-Betriebe (oder planen dies), bei den EMAS-Organisationen sind es mit 37% etwas mehr. Ein Drittel der Befragten arbeiten im Bereich der CO2-Bilanzierung entsprechend der ISO 14064 bzw. des PAS 2060 (oder planen dies). Von den Organisationen ohne EMAS-Validierung gaben nur 4% an, EMAS zukünftig umzusetzen. 9% hingegen gaben an, ein integriertes Managementsystem umzusetzen.
Stimmungsbild der Umweltgutachter*innen Hohe Kundennachfrage, eine zentrale Frage ist die Prüftiefe der Lieferkette
Für Umweltgutachter*innen ist eine zunehmende Kundennachfrage nach Nachhaltigkeitsaspekten in Erweiterung zu Umweltaspekten spürbar. Anforderungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und die CSR-Berichtspflicht (CSRD) stellen aus Gutachterperspektive zentrale Beweggründe für Organisationen dar. Die Außenwirkung von EMASplus im gutachterlichen Marketing und der Akquise sei grundsätzlich positiv, da insbesondere EMAS-Betriebe Nachhaltigkeitsthemen stark nachfragen. Der Begutachtungsaufwand für EMASplus entspricht in etwa dem Aufwand für EMAS. Allerdings seien branchenbezogene Handreichungen hilfreich. Eine zentrale Frage aus Gutachter*innen-Perspektive ist außerdem die Prüftiefe der Lieferkette. Hinsichtlich der Begutachtungs-Scopes, wie sie bei EMAS bestehen, wurde angemerkt, dass das Querschnittsthema Nachhaltigkeit branchenübergreifend ähnlich ist und eine kleinteilige Aufteilung entsprechend der Scopes hier nicht als sinnvoll erachtet wird. Anforderungen an das neue Modul, die die gutachterliche Tätigkeit ggf. erleichtern, betreffen unter anderem branchenbezogene Handreichungen oder die Orientierung an internationalen Standards wie der GRI (z.B. für Indikatoren). Das LkSG und die CSRD sollten durch das Nachhaltigkeitsmodul erfüllt sein. Die Gutachter*innen sehen ein Spannungsfeld zwischen der notwendigen Offenheit des Systems und Gestaltungsspielraum für Gutachter*innen und klaren Anforderungen. Als hilfreiche Unterstützungsmöglichkeiten wurden Checklisten zur Vorbereitung und Durchführung des Audits sowie eine Vereinfachung des Prozesses bei Nichtbetroffenheit durch vorheriges „Filtern“ genannt. Auch Schulungsangebote oder die Möglichkeit hybrider Audits (insbesondere bei Wiederholungsaudits) wären hilfreich.
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Laura Daviña König
Projektmanagerin
laura.koenig@kate-stuttgart.org
Auch in Zukunft werden wir Sie über alle relevanten Projektfortschritte hier auf der EMASplus-Website informieren.